Der Schock sitzt tief. Nicht nur bei Kamala Harris und ihrem Wahlkampfteam, sondern auch bei Millionen amerikanischer Bürgerinnen und Bürger. Nicht nur hat ihre Wunschkandidatin verloren, sondern sie haben auch Angst. Angst vor der Zukunft - Angst vor einer zweiten Amtszeit Donald Trumps.
Auch in Deutschland bewegen die Ereignisse der Wahlnacht Millionen von Menschen. Vielen stellt sich die Frage: Wie konnte ein verurteilter Straftäter, ein bekennender Antidemokrat, ein sexistischer alter weißer Mann erneut zum US-Präsidenten gewählt werden? „Sowas würde doch in Deutschland niemals passieren!“
Doch in den USA ist es nun passiert: Der 78-jährige Donald Trump ist von der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika zum Präsidenten gewählt worden. Hieß es ab 1:00 MEZ in den meisten Swingstates noch „too close to call“, so ist nun klar, dass Trump einen Großteil dieser gewonnen hat.
Es wird keinen Sturm auf das Kapitol von enttäuschten Trump-Wählern geben, der Sturm zieht direkt ins Oval Office. Wie viele Blitzeinschläge wird es wohl in der ganzen Welt geben nach dem Amtsantritt Trumps? Und viel wichtiger: Haben wir als Bundesrepublik Deutschland gute Blitzableiter?
Ich glaube nein. Wir sehen eine komplett überforderte Bundesregierung, die es nicht geschafft hat, sich auf einen Sieg Trumps einzustellen. Als Deutschland, aber auch als gesamte Europäische Union, müssen wir umdenken. Wir können uns nicht mehr auf die Amerikaner und unsere für uns so wichtige transatlantische Freundschaft verlassen. Das fängt schon beim Ukraine-Krieg an: Trump hat mehrfach klar gemacht, dass er die Ukraine nicht weiter mit Waffen unterstützen wird - für ihn gilt: „America first“. Wir müssen nun selbst sicherstellen, dass die Ukraine diesen Krieg gegen Russland gewinnt, wir müssen nun endgültig selbst für unsere Sicherheit sorgen. Das bedeutet für uns, dass wir unsere Verteidigungsausgaben immens steigern müssen. Es bedeutet insbesondere auch, dass wir mit unseren europäischen Partnerstaaten dazu fähig sein müssen, uns zur Not auch ohne eine Hilfe der USA gegen Russland verteidigen zu können.
Wir müssen diese Wahl der Bürgerinnen und Bürger der USA aber auch akzeptieren. Besonders bei einem so unberechenbaren Präsidenten der USA wie Donald Trump müssen wir ihm nun deutlich machen, dass wir seine Freunde und internationalen Partner sind.
Wie wir es nicht machen dürfen, hat die SPD Schleswig-Holstein eindrücklich bewiesen: Auf Instagram haben die Sozialdemokraten heute ein Sharepic mit folgendem Inhalt gepostet: „Jetzt erst Recht! Eintreten und mit uns gegen Trump kämpfen“. Genau so schafft man es, die transatlantische Freundschaft komplett zu zerstören. Wie die SPD aus Schleswig-Holstein heraus gegen Trump kämpfen möchte, ist mir sowieso schleierhaft. Klar ist auch: Für Deutschland ist es ein verheerendes Zeichen, wenn die Kanzlerpartei den nun gewählten Präsidentschaftskandidaten eines anderen Landes so massiv kritisiert, dass die Chancen für eine gute Zusammenarbeit gering sind.
Wir haben als CDU nun die Aufgabe, es besser zu machen. Auch wenn viele von uns berechtigterweise enttäuscht sind, müssen wir nun die offene Hand zu den USA reichen. Wir müssen Trump signalisieren, dass wir gut mit ihm zusammenarbeiten werden. Wir müssen uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die transatlantische Freundschaft aufrecht erhalten wird. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch sturmfest machen: Wir müssen einen verstärkten Fokus auf unsere eigene Sicherheit und auf eine verbesserte europäische Zusammenarbeit setzen.
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